Musik der Orte
Wir können uns Friederike Oeser als reisende Künstlerin vorstellen, die bei jedem Ortswechsel auf die Suche nach neuen Inspirationen geht. Ihr Interesse gilt immer einer intimen Übereinstimmung zwischen der Atmosphäre bestimmter Orte und dem weißen Malgrund – als halte sie nach etwas Ausschau, was in der Musik ein musikalischer Akkord genannt wird. In ihrem Werk mit seinen harmonisch angeordneten Farbkörpern und Linien erkennen wir einen ganz speziellen chromatischen Akkord.
Wie sich das Innenleben des Künstlers in der Musik über die Töne ausdrückt, so zeigt und entwickelt Friederike auf ihren Blättern ihre Sprache, die charakterisiert ist durch die Verbindung der zarten Töne ihrer Pastellfarben mit den lebhaften Farben der geschwungenen oder geraden Linien, die manchmal fast metallisch oder sogar phosphoriszierend wirken. Einem klaren Ordnungsprinzip folgend schafft sie unterschiedliche Flächen. Ihren Sinn haben Zeichen und Farbe ausschließlich in sich selbst: Farbflecken und abstrakte Formen gelten einem Blick, der das Unsichtbare sichtbar zu machen weiß. Auf diese Weise vermischt Oeser die Fragmente ihrer eigenen Welt und ihrer eigenen Bilder wie Töne.
Auf der Oberfläche eines Blattes lagern sich in einer idealen Entsprechung zwischen malerischer und musikalischer Konstruktion Stimmen und Gedanken ab, welche die Gefühle und die Faszination verdeutlichen und dauerhaft machen, die Gegenstände, Orte und Menschen auf Oeser ausüben. Im Besonderen handelt es sich um Stimmen von Passanten, um ihre Worte, doch auch um Inschriften in fremden Sprachen, die auf vollkommen verborgene Weise in ihr Werk eingehen.
Wie eine Jazzimprovisation, die sich ständig neu manifestiert, schafft Friederike Oeser mit farbiger Ölpastellkreide immer wieder verschiedene und einzigartige Zeichnungen. Die Farbe ist also nicht an eine äußere und zufällige Assoziation gebunden, sondern reagiert auf einen Klang aus dem Inneren; Linien und Formen sind nicht nur ideale Elemente, sondern Teil der Welt, in der wir leben. So kann sich jeder Ort durch die Hand dieser Künstlerin in eine abstrakte Zeichnung verwandeln. Mit ihrer Ausdruckskraft umreißt, schafft und sammelt diese Hand Formen, in denen Oeser ihre eigene Entwicklung und die Freiheit erkennt.
Paola Facchina (Übersetzung: Bianca Röhle)
The music of places
We may think of Friederike Oeser as a travelling artist, an artist who seeks new inspiration from every journey, always in search of an intimate rapport between the atmosphere of certain places and the emptiness of a blank sheet of paper. It as if she were looking for what in music is called musical harmony and, in her work, we recognise a special chromatic accord of coloured masses and lines harmoniously set out.
As in music, the artist`s inner life is expressed through sound. This is true of her work where Friederike expresses and develops her own language characterised by matching soft tones of pastel colours with curves or straight lines of sparkling, at times almost metallic, even totally phosphorescent, colours with which she creates different planes according to a precise order. Here we find the meaning of the sign or colour without recalling any otherness: here are blobs and abstract forms of colour that render visible that which is not visible. It is in this way that Oeser amalgamates fragments of her own personal world and her own personal images as if they were sounds.
Within the space of a sheet, stratfied voices and thoughts render explicit and lasting the sensations and fascination that Friederike Oeser experiences from objects, places and people in a perfect correspondence between pictorial and musical composition. These are, in particular, the voices of people passing by, their words and also inscriptions in different languages which furtively come into Oeser`s works.
As each jass improvisation gives rise to different expressions and performances, Friederike Oeser creates, with the use of wax and oil colours, works that are always original and different. Colour, therefore, ist not tied to an external or contingent association but answers to an interior sound; lines and masses are not only ideal elements but are also part of the world in which we live.
Thus, through this artist`s hand, every place, can become an abstract image. With expressive energy Friederike`s hand traces, creates and gathers forms in which she visualises her own evolution and freedom.
Paola Faccina