1957 geboren in Warschau, Polen
1977 - 82 Akademie der Künste in Warschau Malerei, Grafik, Illustration und Skulptur
1982 Diplom als Meisterschüler, Masterstudent
Das wiedergefundene Bild
zur Malerei Jacek Siudzinskis
Sehen wir uns die Bilder von Jacek Siudzinski an. Vergessen wir dabei einmal unser Wissen von der Malerei, widerstehen wir dem Versuch einer Zuordnung zu Stilen und Ismen, Trends und Typen der Gegenwartskunst, lassen wir uns nichts einfallen,- bleiben wir offen. Sodann: Schließen wir die Augen und versuchen einen Moment auch das Geschehene zu vergessen.
Was bleibt? Welche Bilder steigen nun auf vor unserem inneren Auge?
Wir spüren sofort den Anklang einer Fülle und eines Reichtums, wie sie derzeit in der Malerei kaum zu finden sind. Siudzinski schöpft aus dem Vollen. Dies gilt für die Hintergründigkeit seiner Inhalte wie für die Vielfalt seiner Zeichen. Die Bilder handeln von menschlichen Universalien: von Lebensgeschichte und Zwischenmenschlichkeit, von Alter, Arbeit, Eros und Tod. So allgemein diese Botschaften sind, empfinden wir sie doch nicht als Verallgemeinerungen, denn sie erscheinen aus dem Geflecht einer subtilen und beziehungsreichen Symbolik. Mit seinen Arbeiten rührt uns Jacek Siudzinski in tiefen Bewusstseinsschichten an und dies kann er nur, weil er sich offenbar ein Stück „Ergriffenheit", Überzeugungskraft und Zuversicht bewahrt hat, den Mut, eine Botschaft überhaupt zu wagen. Er ist keiner jener zynischen Vertreter einer achselzuckenden Unverbindlichkeit, welche die Kunst der Beliebigkeit überantworten. Siudzinski ist irgendwie glaubwürdig. Öffnen wir nun wieder die Augen und versuchen im Bildnerischen einige Hinweise zu finden, welche das oben Gesagte belegen können. Wir entdecken: Suidzinski macht es sich nicht leicht, er geht ein hohes Risiko ein, er sucht auf immer wieder eigenständige Weise die Spannung, die Synthese, die je neue Verbindung von bisher Getrenntem. Jede Arbeit ist ein neuer Balanceakt in der Spannung zwischen Sinnlichkeit und Intellektualität, verbindet unbekümmerte Frische mit präzisem malerischem Kalkül. Seine Bilder stecken voller Brechungen und Widersprüche, leben aus Überraschungen, Umkehrungen und Zitaten.
Ich möchte dem Betrachter nicht zu viel vorwegnehmen von eigenen Entdeckungen in der Welt der Symbole und
Anspielungen in diesen Arbeiten: Das Bild im Bild, das Fotozitat im Gemälde, der Spiegel und das Fenster, Stücke der Alltagskultur, all diese Dinge thematisieren beim Betrachter die eigenen Urbilder
von Zeitenlauf und Leben, Sinnlichkeit und Sehnsucht Bedrohung und Geborgenheit, Hölle und Heil, Alltag und verlorenem Paradies. Doch damit nicht genug: Siudzinski macht es sich weiter schwer, indem
er zugleich seine eigene Kunst infrage stellt. An gänzlich unerwarteten Stellen tauchen Farbraster und Metazeichen auf, finden wir demonstrative Pinselproben und bewusste Sprünge in der Malweise.
Gerade dies weist den polnischen Maler als einen gescheiten Geist aus. Dabei steckt in aller facettenreichen Vielfalt auch etwas von jenem „Stachel des Missvergnügens", wie es Adorno nannte, das ist
jene Kanfigkat und Neuartigkeit die einem Kunstwerk überhaupt Wert verleiht die es braucht um lebendig und auf längere Zeit bedeutsam zu bleiben. Denn dies scheint mir gewiss: Siudzinskis Bilder
wirken weiter ohne sich zu verbrauchen.
Leopold Rombach
Über Jacek Siudzinski
Der in Polen geborene Künstler Jacek Siudzinski hat gesagt, dass er die wichtigsten Einflüsse durch die „Alten Meister" Rembrandt Vermeer, Velazquez und Goya erhalten hat. Diese Einflüsse erschließen sich ganz augenscheinlich dem aufmerksamen Bildbetrachter, wobei Siudzinski's Interesse an den alten Meistern einer gewissenhaften und feinfühligen Darstellung seiner Umwelt gilt. Er teilt Vermeers sorgfältige Beobachtung der Lichteinwirkungen auf eine Figur und auch Goyas gelegentliche Heftigkeit und gesellschaftliche Kritik. Der Unterschied zwischen Siudzinskis Arbeit zu den Werken vergangener Meister jedoch weist auf einen dramatischen Unterschied zwischen der postmodernen Gegenwart und der Vergangenheit hin. Das Licht das Siudzinski so ausdrucksvoll wiedergibt ist der kurze Lichtstrahl eines Autoscheinwerfers auf die entgegenkommenden Autofahrer oder aber auch die Verschwommenheit des vorbeiziehenden Verkehrs auf einer Autostraße.
Diese Kompositionen sind durch die danebenstehende ankündigende Dialektik des schnellen Schnittes eines Films oder Videobandes beeinflusst, gleichzeitig durch das Dilemma einer wirklich ausgleichenden Gegenüberstellung realistischer und abstrakter Inhalte. Der Künstler erreicht eine einzigartige Synthese zwischen Persönlichem und der Politik, der Geschichte und der Gegenwart. Die Nebeneinanderstellung der Vergangenheit und der Gegenwart ist sogar in der Auswahl der Künstlermodelle ersichtlich. Ein Bild zeigt die Darstellung der Großmutter des Künstlers auf der einen Bildhälfte und die Darstellung seiner Freundin auf der anderen Hälfte. Er zeigt dabei die Generationskonflikte der zwei Frauen auf, um auch gleichzeitig die Gegensätze zwischen Vergangenheit und der Gegenwart zu beschreiben. Andere Arbeiten verfolgen dieselbe Taktik aus der Kunstgeschichte schöpfend: Eine Frauenfigur, eindeutig von Velazquez abgeleitet schwebt über einer expressionistischen Kreuzigung, diese ist wiederum im Stile von Francis Bacon gemalt, welcher wiederum von Velazquez inspiriert war.
In anderen Arbeiten weist Siudzinski auf Widersprüchlichkeiten im heutigen Leben hin, speziell durch Gegenüberstellung von Sinnlichkeit und Leidenschaft In einem besonders aufregenden Bild zeigt der Künstler einen älteren Mann, der ein Baby im Arm hält und eine jüngere lächelnde Frau mit einem kleinen Mädchen. Im Bildvordergrund ein gefährlich knurrender Hund mit einer nackten Frauengestalt. Diese Figuren fließen in einem orangefarbenen Raster, wobei dieses wiederum teilweise mit heftigen roten Pinselstrichen übermalt ist. Die intensiven Farben, die verbindenden Eindrücke von Wildheit und Beruhigung erzeugen eine surrealistische Gesamtheit, die jedoch sehr glaubhaft erscheint. Ein alter chinesischer Fluch besagt: „Mögest Du in einer interessanten Zeit leben“, Wir alle 21. Jahrhundert sind Opfer dieses Fluches, da unser Leben mit Widersprüchen begleitet ist. Die Welt der Kunst ist von dieser Regel nicht ausgenommen und Jacek Siudzinskis Arbeit liefert eine exakte scharfe Wiedergabe unserer interessanten und konfliktreichen Zeit.
Jeff Abell
The Newly Found Painting
paintings from Jacek Siudzinski
Let's take a look at the paintings by Jacek Siudzinski. Forgetting our knowledge about the ad of painting, trying not to put things into categories as styles, ismen, trends and types of modern art, let's not build opinions, let's stay open minded. Then: We may close our eyes and forget what has happened…
What remains? Which paintings come back to our innermost thoughts?
Almost at once we feel the echo of abundance and richness, which at this time is almost impossible to find in paintings. Siudzinski creates from his unlimited sources in both ways, the contents of his subjects and ideas as also for the variousness of his trademark. The paintings are about everyday human life, from age, work, love and death. Though this message may be universal, we do not find it to be common to all, then it symbolizes an action of sensitive relationship. With his work Jacek Siudzinski makes us very conscious and only doing this because he shocks, persuades and trusts, and has the pluck at all to tell his message. He is not a typical door to door representative, which the ads can put their trusts in. Siudzinski is somehow a person to believe in. Let us now open our eyes again and try to find a few references, which the above said could give us the answer to.
We find out: Siudzinski makes it difficult for himself, he risks quite a lot, and he tries and tries again of his own accord the tension, the synthesis, the new binding from that yet separated. Each new work is a balance act of tension between sensuousness and intelligence, binds unconcerned the new with precise artistic calculation. His paintings are found to be filled with life consisting of surprises, changes and quotations.
I do not want to spoil the beholders chance of discovery the symbols and allusions in these works: the painting in the painting, the photographic phrase in the painting, the mirror and the window, pads of everyday life, all these things show the beholder his own prototypes from the course of time and life, sensuousness and longing, lost and found, heaven and hell, daily life and paradise. As if that was not enough: Siudzinski makes it difficult for himself, because at the same time he is a critic of his own artworks.
And in least unexpected places appear colored patterns and metasigns, we find demonstrative rough brush work
and knowingly the way he leaps into the different forms of painting. All this tells us that the young Polish artist is a smart person.
Leopold Rombach
About Jacek Siudzinski
Polish born artist Jacek Siudzinski has said that he considers his chief influences to be "the old masters: Rembrandt Vermeer, Velazquez, and Goya." These influences are clearly apparent to the thoughtful observer, for Siudzinski shares the interest of the old masters in a meticulous and sensitive depiction of the world around him. He shares Vermeer's careful attention to the effects of light on a figure, and Goya’s occasional violence and social criticism. The differences between Siudzinski's work and the work of past masters, however, point up the dramatic differences between the postmodern present and the past.
The light which Siudzinski captures so eloquently is the brief flash of car headlights on the passengers in another car, or the blur of passing traffic on an expressway. His compositions are influenced by the juxtaposed dialectics of advertising, the quick-cuts of film and video, and the dilemma of balancing realistic rendering with abstract gesture. The artist achieves a unique synthesis of the personal and the political, the historical and the current.
The juxtaposition of past and present is evident even in the artist's choices of models. One painting shows the image of the artist's grandmother on one side of the canvas, and his girlfriend on the left using the generational differences between the two women to delineate the discrepancies between past and present. Other works use this same strategy with art history: a figure of a woman, clearly derived from Velazquez, hovers above an expressionistic crucifixion, painted in the style of Francis Bacon, who himself borrowed from Velazquez, In other works, Siudzinski points up the contradictory elements of contemporary life, especially by juxtaposing images of sensuality with those of violence. In one particularly disturbing painting, the artist shows an old man holding a baby, a younger woman smiling at a little girl, and a vicious dog snarling at a nude woman in the foreground. These figures float in an orange grid, which itself floats over violent red strokes of paint. The intense colors, the combined images of violence and nurturing, create a totality that is surreal yet somehow completely believable. There is an ancient Chinese curse which says, "May you live in interesting times," All of us in the 21st century are victims of this curse, for our lives are filled with conflicts. The art world is no exception to this rule, and Jacek Siudzinski's work provides a sharply focused portrait of how interesting and conflicting our times really are.
Jeff Abell