Museum Villa Haiss
Am Park 1
77736 Zell am Harmersbach
Öffnungszeiten:
Fr – So
14 – 18 Uhr
Lluís Cera besitzt große Kenntnisse und Erfahrung mit Stein- und Metallverarbeitenden Techniken, mit welchen er seine Skulpturen mit einer für das eingesetzte Material unpassenden / ungewöhnlichen
Ausbuchtung und Biegsamkeit versieht. Sein Werk entwickelt sich von der Ursprungsfigur hin zu einer abstrakten Kunst, welche eingravierte Texte und Partituren mit verführerischen und sinnlichen
Formen in einer harmonischen Kombination verbindet.
Seine Werke haben weltweit an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in renommierten Kunstgallerien und Kunstzentren in Europa, den Vereinigten Staaten, Asien oder Ozeanien teilgenommen.
Von der Unterwerfung zum Dialog
Es ist nicht einfach, die ungewöhnliche Ausstellung von Lluís Cera im Saal Gaspar (Barcelona) im Juni 1995 zu vergessen; denn im Gegensatz zu dem, was man üblicherweise in einer ersten Ausstellung zeigt, legte Cera mehr Wert auf den Inhalt als auf die Form. In seinem Fall stellte sich dies als besonders ungewöhnlich dar; denn er genoss eine ausgezeichnete technische Ausbildung in der Werkstatt seines Vaters und besaß daher die ausrucksvollsten Medien. Dieser Umstand macht ihn zu einem perfekt ausgebildeten Bildhauer aus formeller Sicht.
Das Thema der Ausstellung war seine eigene Beklemmung, eine existenzielle Beklemmung, was auch der Text, der ihn vorstellte hervor hob. Auf Bitte des Künstlers wurden die einführenden Worte von einem Philosophen verfasst. Dieser sprach über den Körper als Gefängnis der Seele, vor dessen Tod nicht einmal der Henker fliehen kann und über den Künstler als jenen, der sich immer Fragen stellt.
In der eigenen Existenz gefangene Männer war das von Cera gewählte Thema. Die Werke: Der Denker, ein kniender Mann, eingesperrt in einem aus den Buchstaben des Alphabet geformten Bronze-Würfel, zu menschliche Menschen, drei in Steinblöcke eingeschlossene Männer und Scheitern, ein gebeugter Mann, der gezwungen ist, wie ein gefangener Vogel seine Stellung in einem Würfel aus Eisenstäben zu halten, stimmen mit dem Ausstellungs-Titel genau überein.
In seiner zweiten Ausstellung, 1997 in der Galerie Maria José Castellví, die Cera unter dem Titel Kontexte vorstellte, nahm er zur Bildhauerei auch Texte auf. Die Anspielung auf den Freiheitsmangel des Menschen war noch immer gegenwärtig, so dass in der Skulptur Die Gedanken, die die Wörter zensieren, schwarzer Marmor erschien mit mächtigem Eisen durchwirkt, in Der lange Weg beschrieb er einen in Fels gefangenen Mann, Form gebend, unmöglich zu entfliehen.
Zwei Jahre später, in einer Ausstellung ausgerichtet von der Walter Bischoff Galerie, war an den Skulpturen Cera’s zu erkennen, dass der Künstler das Gefühl der Unterwerfung und den Freiheitsmangel des Menchen, der in einer Struktur gefangen ist, für sich gelöst hat. Durch eine Einpassung, als hätte der Bildhauer schließlich die Anpassung des Menschen an die Umgebung oder an die Gesellschaft erfahren in der er leben muss. Er hatte „den Stein erneut verdreht “, ihn zur Form einer salomonischen Säule gezwungen und ihn sogar mit einem dicken Seil gebunden. Es wurden manche Formen unterschiedlicher Materialien geboren, die perfekt zusammen passten, zusammen passend wie in einem Puzzle aus Stücken wie Gespräch (1997 und 1999), Lass die Worte nicht versiegen, oder Die Worte, die ich Dir nie gesagt habe (2000). Es entstanden andere Ausführungen wie z.B. Unterbewusstsein (1997), Und zwischen den Fingern der Hebame und den Händen des Totengräbers, wollte ich die Welt verstehen und Raum für eine Übereinstimmung (2000), Die Substanz der Träume (2001) und Umarmung oder Übereinstimmung (2003). Bezeichnend für den Prozess, der aus der Unterwerfung in die Freiheit ging sind Arbeiten wie Die Kommunikationsbrücke (2003), in der der Dialog, die Worte des Einverständnisses, mit Säure auf den Stein wie eine Art Textur eingraviert worden sind. Die häufige Lektüre seiner Liebling-Schriftsteller führte dazu, dass ab 1997 bei Cera die Integration des literarischen Gedankens in Skulpturen zu bemerken ist.
In Lluís Cera findet sich ein engagierter Autor seiner Zeit, einer dieser Männer, die Hegel als einen „modernen Mann“ bezeichnet, für den „die Zeitungslektüre das wahrhaftige Gebet jeden Morgens“ ist.
Der kurze Werdegang des Lluís Cera enthüllt vor allem den Willen, durch die Bildhauerei, eine Denkweise und ein Gefühl auszudrücken, Tag für Tag das Leben und die Taten zu überprüfen und zu hinterfragen, ohne „parti pris“, d.h. ohne Vorurteil, denn nichts ist voraussehbar. Der Entwicklungsprozess seiner Skulpturen beweist einen bestimmten Weg im Lichte der Vernunft. Es ist, als glaubte Cera jenen einfachen und klaren Wortern des Dichters Antonio Machado, „Es gibt keinen Weg, Wanderer. Den Weg wirst du im Laufen machen.“
Maria Lluïsa Borràs (deutsche Übersetzung: Olga Vallverdú)
Lluís Cera has a great knowledge and experience of stony technique and metals that give his sculptures a winding and flexibility improper of its materials. His work has evolved from the early
figurative to abstract art that combines literary and musical scores engraved on the material with sinuous and sensual forms in a harmonious combination.
His works have been part of many group as well as individual exhibitions in major art galleries and centers around the world both in Europe and in the U.S., Asia or Oceania.
From Submission to Dialogue
It is not easy to forget the striking exhibition at the Sala Gaspar (Barcelona) that Lluís Cera held in June 1995, given that he was more concerned with the theme than with the format, contrary to what usually occurs in a first exhibition. And in his case it was still more unusual given that sculptor enjoyed excellent technical training at the studio of his father, which had previously been the studio of his grandfather, and was therefore in possession of the expressive means, something that made of him a perfectly formed sculptor from the formal point of view.
The theme of the exhibition was anxiety, an existential anxiety as expressed in the text that presented him and that the sculptor had asked of a philosopher, who spoke of the body as the prison of the soul, of death from which not even the madman escapes, of the artist as that being who always asks himself questions.
The pieces he exhibited corresponded perfectly with the title he had given to the exhibition: Men Trapped in Their Own Existence. A man like a bird in a tin cube formed by the letters of the alphabet The Thinker, three men prisoners in three blocks of stone Humans too Human, a man bent over, forced to maintain that position inside a cube of metal spikes Failure.
The second exhibition two years later (Galeria Maria José Castellví) announced with the title Contexts, incorporated from the text to the sculpture but the allusion to the lack of freedom of man was still present. In such a manner that in The Thoughts that Words Censure, black marble appears bound by a thick metal cable, in The Long Road- described a man trapped in a rock that gave him form but from which he was unable to fully escape.
This submission and lack of freedom for man trapped inside a structure, will be resolved in the subsequent exhibition, two years later, also at the Walter Bischoff Galerie, in a merging, as if the sculptor had finally found the fit of man in the environment or in the society in which he must live. Thus, after twisting the stone, after forcing it into a position of a Solomonic column and even after tying it with a thick rope, forms of different materials perfectly matched are born, fitting together like a puzzle. Of pieces like Conversation (1997 and 1998), Don’t let the words stop you, or like The words I never told you (2000), he went on to do others such as Subconscious (1997), And between the midwife’s fingers and the gravedigger’s hands I want to understand the world and Space for an agreement (2000), The substance of the dreams (2001) and Hug or Agreement (2003). A process that went from submission to freedom and presently ends in a sculpture as meaningful as Communication bridges (2003) in which dialogue, words of understanding have been etched in acid on the stone in a sort of texture. Frequent reading and his favourite authors causes him, as of 1997, to alternate the integration of literary thought into sculpture.
There is in Lluís Cera a sculptor committed to his time, one of those who Hegel considered a modern man for whom reading the newspapers is the realistic prayer of each morning.
In his brief career Lluís Cera reveals, above all, the desire to sculpturally express a manner of thinking and of feeling parti pris, that is without prior judgement, as if he believed that nothing was foreseeable and that everyday life and its events must be reviewed all pointing out a certain pathway by the light of reason, like the evolution and the process his sculpture demonstrates. Or as if he believed in those simple and clear words of the poet Machado, “There is no path, walker. For it is by walking that you will make a path.”
Maria Lluïsa Borràs (translated by James C. Townsend)